Liebe User, liebe Gäste, lieber Partner,
dieses Forum wird nach genau sieben Jahren und einem Monat seine Tore auf unbestimmte Zeit schließen.
Wir bedanken uns für die vielen schönen Geschichten und Erlebnisse auf dem Forum, das liebevoll immer nur "KdS" genannt wurde.
Das Team und besonders Eissplitter (Jadestern/Splitterstern/Echokralle) wünscht euch allen weiterhin viel Glück und Erfolg in der Forenwelt und auf dass man sich irgendwo als User wiedersieht!
Liebe Grüße, euer Team von KdS.
Wenn Legenden wahr werden, sind es dann noch Legenden?
Dieses Dreieck, bestehend aus dem Fluss vom DornenClan-Territorium und dem Donnerweg vom Streuner-Territorium, dient als Grenze dieser beiden Clans. Dieses Dreieck, welches sowohl vom Fluss als auch vom Donnerweg vom Streuner-Territorium quasi abgegrenzt ist, wird häufig umkämpft und vom DornenClan als sein Eigentum gesehen. Jedoch gehört dieses Dreieck (siehe Karte) zum Streuner-Gebiet.
Die größte Art von Falschheit, ist die vorgespielte Ehrlichkeit
ANGESPROCHEN: //
ERWÄHNT: Spike
cf: Seeufer (Streuner)
Sein Magen knurrte. Seine Laune war im Wald der Finsternis. Und auf dem Wüstenausläufer wurde es immer heißer. Die Pfoten brannten, die Sonne brannte. Die Augen waren trocken und wurden eigentlich nur ständig von der Sonne, die auf dem Sand reflektiert wurde, geblendet. Somit war er froh endlich beim Waldstück angekommen zu sein. Hier trieb er sich tatsächlich recht häufig herum. Natürlich gemeinsam mit Spike. Hier war es angenehm kühl, man konnte immer irgendein Beutetier zum Jagen finden, und natürlich ungestört vor Blicken sein Lager aufschlagen. Natürlich musste man immer darauf achten, dass die Zweibeiner dort keinen Halt machten, um mit den Hunden herumzulaufen. Aber das war tatsächlich eher nebensächlich. Talon hätte immer auf einen Baum verschwinden können, um sich in Sicherheit zu wissen.
Seine Pfoten endlich im kühlen Gras abkühlen zu können, war ein schönes Gefühl. Somit bremste der dunkelbraune Kater ab und setzte seine Reise mit langsamen Schritten fort. Er wollte gerade weitergehen, als er ein Rascheln im Gebüsch vor ihm wahrnahm. Sofort checkte er die Windrichtung. Ungünstig. Der Wind kam aus Westen und würde ihn sofort verpfeifen. Ein guter Krieger würde sich, wenn er jagen möchte, niemals so hinstellen, dass der Wind aus seiner Rückenrichtung kommt. Also verschob er die Möglichkeit diese Beute zu fangen und ging weiter. Irgendwann kam er an dem Fluss an, der sich direkt an der Grenze zum DornenClan befand. Da seine Lieblingsbeute ganz deutlich Fische waren, suchte er sich eine schmale Stelle des Flusses, nahm Anlauf und sprang in einem hohen Bogen über diesen auf die andere Uferseite. Dort setzte er sich hin und beobachtete das Leben in dem Fluss. Als er das Gefühl hatte, dass jeden Moment ein Fisch vorbei schwimmen würde, hob er seine linke Pfote und machte sich bereit, zuzuschlagen. Als dieser Moment kam, schnellte er mit der Pfote in das Wasser, schnappte sich den Fisch, der quasi direkt in seine Pfote schwamm, und schleuderte ihn ans Land. Mit einer Pfote hielt er den Fischkopf fest, während er mit der anderen Pfote die Schwanzflosse auf den Boden drückte, fest zubiss und somit Stück für Stück den Fisch auffraß und nebenbei ausbluten ließ.
Endlich füllte sich sein Magen und er konnte wieder klar denken. Mit dem Rücken zur DornenClan-Seite saß er nun beim Fluss-Donnerweg-Dreieck und ließ die Ruhe, die der Wald und der fließende Fluss ausstrahlen, über sich ergehen. Nichts würde ihn jetzt aus der Ruhe bringen.
Hier im freien war es deutlich wärmer als es beim Umgestürzten Baum gewesen war. An diesem Teil der Grenze waren die Bäume rar und das Sonnenlicht landete ungebrochen auf dem Boden, so wurde es auch auf Sonnensterns Pelz immer und immer wärmer. Dabei war es noch nicht mal Blattgrüne, wenn die Temperaturen bereits jetzt so warm waren, konnte Sonnenstern nur hoffen, dass sie bald nicht auf eine neue Dürre treffen würden. Das würde es ihr deutlich schwerer machen vernünftig auf den Clan aufzupassen. Schließlich würde es zu deutlich mehr Grenzkämpfen – und mit großer Sicherheit auch kämpfen innerhalb des Clan kommen, wenn die Katzen hungrig und durstig waren. Das galt es um jeden Preis zu verhindern! Ein leichtes knurren entfloh der Kehle der Anführerin, als ein Windhauch ihr den Geruch einer Fremden Katze brachte.
Sonnenstern blieb stehen, wartete darauf, dass die anderen zu ihr aufholen würden und deutete mit einem nicken zum Fluss, von dem aus der Geruch kam. Sie ließ sich in eine Kauerstellung fallen und schlich so nahe sie konnte an die Grenze heran. Mit dem Rücken zum DornenClan saß dort ein getigerter Kater. Sonnenstern fuhr ihre Krallen aus, trat schon fast über die Grenze hinaus, allerdings achtete sie genau darauf eben dies nicht zu tun.
„Wer bist du und was tust du hier? Das hier ist Gebiet des DornenClans!“, fauchte Sonnenstern, leise jedoch laut genug als das der Fremde Kater sie hören konnte.
Geht zu: Fluss-Donnerweg-Dreieck
.:Angesprochen:. @Talon .:Erwähnt:. Kristallschimmer, Saphirstrauch, Talon
Ihr war die Anführerin recht weit voraus. Doch irgendwann schaffte es die weißcremefarbene Kätzin zur älteren Katze aufzuholen. Entweder war Kristallschimmer im Gegensatz zu ihr immer etwas langsamer oder Sonnenstern war einfach zu schnell.
Aber dies spielte tatsächlich in diesem Moment keine große Rolle. Denn nicht nur Sonnenstern bemerkte einen fremden Geruch. Auch in Kristallschimmers Nase kroch ein eigenartiger, nicht zu definierender Geruch. Es roch weder nach Clankatze, noch nach Streuner. Irgendetwas dazwischen. Und natürlich roch es recht stark nach Fisch - totem Fisch. Alarmglocken fingen an bei ihr zu klingeln und sofort ging sie in Kauerstellung. Sollte diese Katze auf dem Gebiet des DornenClan-Territoriums stehen, so musste diese sich warm anziehen. Denn Sonnenstern duldete das Brechen der Gesetze nicht. Ganz und gar nicht. Langsam kroch sie, genauso wie ihre Anführerin, näher an die Grenze heran. Sie war kurz versucht eine Pfote auf die Streuner-Seite zu setzen, doch sie zögerte. Sie wollte Sonnenstern nicht noch zusätzlich verärgern. Es reichte schon so, dass diese dunkelbraun, schwarz-getigerte Katze mit dem Rücken zu ihnen und sehr nah am Territorium des DornenClans saß.
Kurz schielte sie zu Sonnenstern, die soeben ihre Krallen hat ausfahren lassen. 'Es wird also ernst', dachte sich Kristallschimmer und schluckte. Sie mochte keine Kämpfe und schon gar nicht, Grenzkämpfe. Und außerdem hatte der Streuner keine Chance, zu gewinnen, da er mit drei zu eins im großen Nachteil stand. Kristallschimmer konnte kaum richtig überlegen, da fing Sonnenstern auch schon gleich an, den Fremden anzufauchen und zu drohen. Innerlich musste die Kriegerin schmunzeln. Es war eine Aussage, die sie immer hörte, wenn jemand außerhalb des DornenClans sich dessen Gebiet nähert. Bevor Sonnenstern noch irgendetwas 'Dummes' machen konnte, trat sie ein Schritt auf Sonnenstern zu und sah die hübsche Anführerin an. "Lass den Kater doch kurz erklären, weshalb er hier ist. Wir wissen doch noch nicht einmal, ob er ein Streuner, ein verlaufendes Hauskätzchen oder eine Katze aus den anderen Clans ist. Wir sollten nicht vorschnell handeln. Jede Katze hat ein Recht darauf, sich zu erklären", appellierte sie an die Vernunft ihrer Anführerin und wartete sowohl auf die Reaktion von Sonnenstern, als auch auf die der fremden Katze.
Während er die Ruhe über sich ergehen ließ, pflegte er sein dunkelbraunes Fell, das geziert ist mit einer schwarzen Tigerung. Er legte recht viel Wert auf die Meinung anderer und ist somit recht penibel dabei, wenn es um die Fellpflege ging. Ihm war es wichtig, nicht dreckig oder ungepflegt auszusehen. Immerhin konnte ihn jeder sehen und obwohl er nun seit neun Monden ein Streuner war, hieß es noch lange nicht, dass er sich gehen lassen müsste. Klar, ein wenig auf den Rippen hat er abgenommen, aber er ist immer noch fast der gleiche Talon wie vor wenigen Monden. Viele kannten ihn dort noch als Kiefernfrost, doch er erinnerte sich eher ungern an die Zeit im WüstenClan zurück. Zu viel war dort geschehen. Seitdem streunerte er auf dem von noch keine Clan annektierten Territorium umher. Bisher hatte er es immer gemieden, in irgendeiner Art und Weise auf eine Clankatze zu treffen. Zu sehr schmerzten ihn die Gedanken an sein altes Leben als WüstenClan-Krieger noch.
Ganz in Gedanken versunken, in Kombination mit der Windrichtung, war es ihm unmöglich, die herannahenden Katzen wahrzunehmen. Somit war er mehr als überrascht und erschrocken, als er eine drohende Stimme etwas weiter hinter sich wahrnahm, aufsprang und mit ausgefahrenen Krallen herumfuhr. Vor ihm stand eine cremefarbene Kätzin mit einigen weißen Akzenten, eine weißgraue Kätzin mit kristallblauen Augen und eine weiter hellgraue Katze mit blauen Augen. Sie schienen DornenClan-Katzen zu sein. Kurz ratterte es in seinem Kopf und er war am Überlegen, ob er einen von ihnen noch kannte. Insbesondere die cremefarbene Kätzin hatte es ihm angetan. Irgendwoher kam ihm ihr Aussehen bekannt vor. War es nicht die Anführerin Sonnenstern? Die skrupellose, eiskalte und herzlose Kätzin, die jedem eine Narbe verpasste, der nicht auf sie hörte? Sollte er sich ihr unterwerfen oder Stand halten und somit zeigen, dass er sich charakterlich weitergebildet hat und stärker geworden ist? Einen Atemzug später entschloss er sich, sich nicht zu unterwerfen. Er war ein unabhängiger Streuner. Er hatte es nicht mehr nötig, sich dem Willen einer ranghöheren Katze zu beugen und nicht frei entscheiden zu können. "DornenClan-Gebiet? Ich denke, du hast was ihm Auge. Ich stehe hier auf der Streuner-Seite. Ich habe in keinem einzigen Herzschlag euer verseuchtes Territorium betreten." Während er seinen Standpunkt erläuterte, näherte er sich Sonnenstern weiter und beäugte die Kätzin, die neben ihr stand und versuchte ihre Clankameradin zu beruhigen, leicht skeptisch. Auch sie kannte er doch irgendwoher. 'Hieß sie nicht irgendwas mit K… Krokos… Kokos… Diamant…?', überlegte er sich, starrte die hübsche Kätzin an und überlegte haarscharf nach, 'Genau! Das war's! Kristallschimmer. Fast genauso alt wie ich, nicht mehr als vier Monde älter. Ich glaub, wir hatten uns damals mal auf einer Großen Versammlung getroffen… oder?' Das war alles schon so verschwommen. Und wichtig war es allemal nicht. Wieso zerbrach er sich darüber den Kopf? "Dein Name war Kristallschimmer, hab ich recht?", fragte der dunkelbraune Kater Kristallschimmer kurz bevor er sich wieder Sonnenstern widmete. "Und um deine… freundliche Fragen zu beantworten. Mein Name ist Talon, und ich habe hier nur etwas mein Magen gefüllt."
// @Jadestern wir haben gewettet, dass ich meinen nächsten Post so schreibe, als würde ich an meinem Buch schreiben. Bereite dich darauf vor gelangweilt zu werden x3 //
.:Sonnenstern:.
38 Monde || Weiblich || Anführerin || 007
Der sporadisch über die Katzen hinwegfegende Wind und das beruhigende Plätschern des Flusses, welcher an dieser Stelle nicht besonders tief oder schnell floss, taten in dieser Situation nichts um die Anführerin des DornenClans zu beruhigen. Beinahe konnte sie es sich bildlich Vorstellen; die Sonnenstrahlen der Sonne, die sich langsam Richtung Horizont bewegte und schon bald das an nahen der Nacht ankündigen würde, fielen geschmeidig wie Seide auf die Wasseroberfläche, brachen dort und hinterließen tausend kleine Regenbogen im Wasser, tauchten die Kieselsteine am Grund des Flusses in sanftes, farbenfrohes, Licht. Das seichte Rauschen der Blätter, hier deutlich leiser als sie noch drüben im Waldstück an der Grenze zum RauchClan gewesen waren – standen hier doch um einiges weniger Bäume als dort.
Es war ein friedliches Bild, beinahe hätte sie sich entspannen können. Würde der frische Geruch der Blattfrische und des Flusses nicht durch den Geruch eines toten Fisches überdeckt werden. Der Geruch des Fisches war ebenso frisch, er wurde vor kurzem erst erlegt und verspeist, was dafür sorgte, dass sich das golgen-beige Fell der jungen Anführerin aufstellte und sie einen leichten Buckel formte – eine eigentlich untypische Geste für die sonst sehr anmutige Katze. Die tiefen Augen, welche die zuvor zu schlitzen gepresst hatte, öffneten sich wieder ein kleine Stückchen, blickten fast schon aggressiv auf den Kater vor sich hinab. Bei ihren langen Beinen war es nicht schwer die meisten Katzen der Clans zu überragen. Sonnenstern wusste nicht, ob es noch welche gab, die größer waren als sie, dieses Wissen interessierte sie allerdings auch herzlich wenig. Einzig der Gedanke daran, dass dieser Streuner ihrem Clan etwas anhaben könnte, war noch in ihrem Kopf vorzufinden.
Bis Sonnenstern schließlich realisierte – sie selbst war auch ein Streuner gewesen. Wie hatte sie das nur vergessen können? Oder viel mehr, wie hatte sie ihre Vergangenheit verdrängen können und sich so benommen wie eine dieser Clankatzen? Sonnenstern fasste den Entschluss, sie aufzurichten, noch bevor sie die leisen Worte Kristallschimmers in ihren Ohren vernahm. Sie war eine schade für sich selbst, doch das wusste sie bereits. Das war nichts neues. Dennoch erzürnte Sonnestern diese Erkenntnis jedes Mal aufs neue. Eigentlich hatte Dornenstern sie genau darauf getrimmt, war es nicht so? Darauf ihre Vergangenheit zu leugnen, zu vergessen und dennoch stolz darauf zu sein. Solar war Tot, das hatte er ihr immer und immer wieder nahe gelegt und auch nach 32 Monden konnte und wollte Sonnenstern dies nicht wahrhaben.
„Lass den Kater doch kurz erkläre, weshalb er hier ist. Wir wissen doch noch nicht einmal, ob er ein Streuner, ein verlaufenes Hauskätzchen oder eine Katze aus den anderen Clans ist. Wir sollten nicht vorschnell handeln. Jede Katze hat ein Recht darauf, sich zu erklären.“ - Wie sie es hasste, wenn andere recht hatten. Sonnenstern verfolgte ihren Plan von vor wenigen Herzschlägen. Sie legte ihren Pelz wieder an, richtete sich auf und drückte den Rücken durch um noch größer, beängstigender, zu wirken, so wie sie es als Schülerin so oft getan hatte. Mit nicht mehr als einem kurzen zucken ihrer Schnurrhaare gab Sonnenstern der jüngeren Kriegerin zu verstehen, dass sie wieder auf Abstand heben sollte. Nicht von der Grenze, sondern vor der Anführerin selbst. Sie begann sich eingeengt zu fühlen, mit so vielen Katzen, so nahe um sich herum und keiner der sie wirklich traute. Sie könnten die golden-beige jederzeit überfallen. Eine oder zwei könnte sie noch abwehren, aber nicht drei auf einmal. Das wollte sie nicht riskieren. Sie spitzte also die Ohren, hörte das Säuseln des Windes, das Zwitschern weit entfernter Vögel, das Rascheln des Unterholzes einige Fuchslängen von ihnen entfernt. Eine Maus? Nein, zu schwer. Ein Eichhörnchen vielleicht? Ein junges, das könnte hinkommen. Ganz ohne Mutter? Ein wenig riskant, doch würde sich Sonnenstern nicht darüber beklagen, sollte es den Magen einer der Clankatzen füllen – vorzugsweise ihren oder den einer ihrer Brüder. So wie die Anführerin eben Kristallschimmer ein stummes Signal gegeben hatte, deutet sie auch dem Streune mit einem knappen, kaum merklichen, nicken an, dass er nun sprechen dürfte, nachdem sie seine vorherigen Aussagen gekonnt ignoriert hatte.
Sie hörte sich also an, was der Streuer – Talon – zu sagen hatte. Währenddessen blieb ihr Blick kühl, unbeteiligt, beinahe gelangweilt könnte man meinen. Leicht legte sie ihren rundlich-dreieckigen Kopf schief, in ihren Augen blitzte etwas undeutbares. Ob es Angriffslust war? Oder doch Interesse, Neugier? Vielleicht spielte sie den anderen auch etwas vor, man konnte nie vorsichtig genug sein. Jedenfalls verdrehte Sonnenstern die Augen und sah den Kater, er war merklich jünger als sie, fast schon enttäuscht an. Allerdings musste sie Kristallschimmer in ihrer ungenannten Aussage unterstützen. Zwar hatte Sonnenstern sonderbar starke Lust diesem Streuner eins über die Ohren zu ziehen, allerdings wurde noch kein Grenzübergang begannen und somit bestand kein Grund gewalttätig zu werden – noch nicht.
„Namen Interessieren mich nicht, das war eine Fangfrage und wir sind nicht hier um freundlich zu sein. Das Fleckchen Land, auf dem du dort sitzt mag zwar noch zu dem Territorium der Streuner zählen, allerdings sieht der DornenClan das Dreieck schon lange als sein an. Nur weil wir bisher Gnade haben walten lassen und euch hier toleriert haben, heißt es nicht, dass ihr hier tun und lassen könnt was ihr wollt. Die Zeiten ändern sich“, sprach die Anführerin in einem ruhigen Tonfall aus. Wie sonst von ihr gewohnt war ihre Stimme gleichgültig, monoton und gab keinen Hinweis auf das Gefühlsdrama, welches sich im Inneren der Katze abspielte. „Es wäre besser für dich, wenn du jetzt gehst. Ihr Streuner habt mehr als genug Platz um eure Beute zu fangen, da müsst ihr unser Territorium nicht mit euren widerwärtigen Gestank verpesten.“, diese Worte taten ihr selbst weh, beleidigte sie sich doch gerade selbst und durfte sich dies dennoch nicht anmerken lassen. Sonnenstern bemerkte in diesem Moment, dass sie in gewisser Weise nicht besser war, sie die Clakatzen, welche sie in ihrer Schülerzeit und in ihrer Zeit als junge Kriegerin gemobbt hatten, weil sie eine Streunerin war. Es ekelte sie an. Doch musste sie sich hier auf die Seite des Clans stellen, war sie doch die Anführerin und mit dem Schutz des Clans und dem damit einhergehenden Territoriums beauftragt worden. Sie würde Dornenstern auf keinen Fall enttäuschen, würde diese letzte von ihm erhaltene Aufgabe mit ehre und würde tragen und sie so gut ausführen, wie sie nur konnte. Selbst wenn dies bedeutete sich gegen ihre Natur zu stellen, ihre Vergangenheit, ihr ganzes sein und ihre heimlichen Zukunftsträume zu leugnen und so zu tun, als sei sie voll und ganz eine Clankatze.
Geduldig legte Sonnenstern ihren bauschigen Schweif um ihre Pfoten, wie sie es vor gar nicht allzu langer Zeit im Lager getan hatte, als sie darauf gewartet hatte, dass sie mit Kristallschimmer und Saphirfluch zu den Grenzen des Gebietes aufbrechen konnte. So wie sie immer saß, wenn sie ungeduldig wurde und es vertuschen wollte, oder wenn sie sich nicht wohlfühlte. Das Gefühl ihres eigenen flauschigen Schweifes um sie herum gab ihr Kraft, half ihr dabei ruhig zu bleiben und sich zu konzentrieren. Und besonders in einer Situation wie dieser, in der diplomatisches denken gefragt war, konnte sie all ihre Konzentration gebrauchen. Konzentration war in einer Situation wie dieser Überlebenswichtig. Die Sinne der Kätzin waren geschärft, sie war jeder Zeit bereit loszustürmen, anzugreifen, sich zu Verteidigen oder andere Schutzmaßnahmen zu treffen.
Kristallschimmer stand noch immer bei Sonnenstern und beobachtete sie mit ihren kristallblauen Augen. Häufig hatte sie DornenClan-Kater darüber reden hören, dass sie Sonnenstern zwar sehr einschüchternd, aber in gewisser Weise auch sehr attraktiv und hübsch fanden. Kristallschimmer dementiert dies definitiv nicht. Die Anführerin war wirklich eine sehr hübsche Kätzin, die gerne mal mit ihrem Aussehen spielen könnte. Vielleicht würde sie die Katzen aus den anderen Clans dazu bringen, den DornenClan weniger zu hassen. Oder zumindest weniger negativ über sie zu denken. Aber das war natürlich nur ein Wunschdenken. Was dachte sich Kristallschimmer bloß nur dabei? Solange sie diese Gedanken bei sich hielt, war auch alles okay. Sollte Sonnenstern irgendwann mal von diesen Gedankengängen Wind bekommen, müsse sich die weiß-cremefarbene Kätzin wohl warm anziehen.
Obwohl sich die beruhigende Reaktion von Sonnenstern als Reaktion auf Kristallschimmers Kommentar auch auf sie selbst abfärbte, nahm sie die Anweisung ihrer Anführerin ernst. Sie entfernte sich von ihr, setzte sich und hörte aufmerksam dem hauptsächlich einseitigem Gespräch zu. Es war interessant, wie Sonnenstern mit dem Streuner interagierte. Einerseits schien sie sehr misstrauisch zu wirken, andererseits war sie bereits, den Streuner reden zu lassen. Niemals hätte Kristallschimmer gedacht, dass Sonnenstern den dunkelbraun-schwarz getigerten Kater sprechen ließe. Vielmehr hätte sie fast erwartet, dass sie auf ihn losgehe - immerhin waren ihre Augen zu Schlitzen gepresst, der Blick hatte eine aggressive Aura und das gold-beige Fell war aufgestellt. Nicht vergessen zu erwähnen, dass sie vorher einen leichten Buckel bildete. Natürlich legte sich dies nach Kristallschimmers Kommentar. Das Fell legte sie wieder an und versuchte durch das Aufrichten mit durchgestrecktem Rücken größer und gefährlicher zu wirken. Ob dieses Handeln irgendwie eine Auswirkung auf den Streuner hatte, konnte sie noch nicht wirklich entziffern. Dafür kannte sie den Fremden noch nicht genug.
"Nur weil wir bisher Gnade haben walten lassen und euch toleriert haben, heißt es nicht, dass ihr hier tun und lassen könnt, was ihr wollt. Die Zeiten ändern sich. Es wäre besser für dich, wenn du jetzt gehst. Ihr Streuner habt mehr als genug Platz um eure Beute zu fangen, da müsst ihr unser Territorium nicht mit euren widerwärtigen Gestank verpesten", hörte sie ihre Anführerin sagen. Innerlich hob Kristallschimmer ihre Augenbraue. Hat sie dem unbekannten Streuner gedroht und eine Art Kampfansage gemacht? Hatte sie sich verhört oder entsprach dies der Realität? So genau konnte Kristallschimmer das nicht erkennen. Schließlich sprach Sonnenstern in einem monotonen Ton - wie eigentlich fast immer.
Immer wieder beobachtete die weiß-cremefarbene Kätzin den Streuner, der sich als Talon ausgab. In ihrem Kopf hörte sich der Name eigenartig an. Wie kam eine Mutter darauf, ihr Junges 'Talon' zu nennen? Das war doch die größte Missbilligung gegenüber einer Katze, die man machen konnte. Talon tat ihr auf jeden Fall leid. Da gab es keine andere Möglichkeit. Denn für Kristallschimmer hatte ein Name einen sehr hohen Stellenwert. Sie würde immer mehrmals überlegen, wie sie eine Katze nennen würde - ihr zukünftiger Gefährte tat ihr jetzt schon leid. Was er für Gedankengänge von Kristallschimmer erleben müsse. Innerlich fing die Kätzin an zu lachen, legte ihre Konzentration dennoch wieder auf Sonnenstern und Talon, der ziemlich selbstbewusst schien. "DornenClan-Gebiet? Ich denke, du hast was ihm Auge. Ich stehe hier auf der Streuner-Seite. Ich habe in keinem einzigen Herzschlag euer verseuchtes Territorium betreten." Natürlich musste Talon so reagieren. Kristallschimmer hätte sicherlich nicht anders reagiert. Und recht hatte Talon. Er saß auf der Streuner-Seite und nicht auf der des DornenClans.
Während Talon auf Sonnenstern zuging, blickte er irgendwann zu Kristallschimmer. Der Blick wurde durch die strahlend grünen Augen noch unangenehmer als es mit einer angenehmeren Augenfarbe war. "Dein Name war Kristallschimmer, hab ich recht?", fragte der Kater die DornenClan-Kriegerin und sofort wurde sie hellhörig. Hatte er sie gerade mit ihrem Namen angesprochen? Woher kannte er ihren Namen? Hatte sie ihn erwähnt? Oder Sonnenstern? Saphirfluch? Unsicher schielte sie zu ihrer Schwester, die sie nur anschmunzelte. Wusste sie etwas?
Sie wollte nicht länger einen Gedanken daran verschwenden, legte ihren kristallblauen Blick somit wieder auf Talon. "Und was wenn nicht? Woher sollten wir uns kennen? Woher kennst du meinen Namen?", fragte sie ihn mit einem kalten Unterton. Gegenüber anderen DornenClan-Katzen agierte sie teilweise mehr als eine DornenClan-Katze als alleine oder in Gegenwart ihrer Schülerin Muschelpfote. War sie unbeobachtet, so war sie fast das Gegenteil einer DornenClan-Katze. Zuvorkommend, hilfsbereit, freundlich. Doch so schottete sie sich ab. War kühler, dachte mehr mit dem Kopf, anstatt nach ihrem Herz zu handeln.
Ihre Mentorin Schattenrose hatte sie schon früh während ihrer Schülerzeit auf den 'richtigen' und 'härteren' Weg geleitet. Auf die bekannte DornenClan-Schiene gelotst. Ihr wurde gezeigt, was es hieß und noch immer heißt, eine DornenClan-Katze zu werden und zu sein. So entwickelte sich ihre zweite, dunklere Persönlichkeit, die sie wie eine Maske in Gegenwart ihrer Clankameraden aufsetzte und immer ablegte, wenn sie alleine war. Als sie sich zudem noch dagegen entschied, das Kämpfen zu perfektionieren und sich stattdessen mehr auf das Jagen zu konzentrieren, nahm das ihre Mentorin nicht gerade leicht und locker auf. Nicht nur von ihrer Mentorin, auch von ihren Baugefährten wurde sie gehänselt. Bis sie irgendwann so gut war, dass sie einige in diesem Bereich weit übertraf und somit ihr eigenes Zeichen setzte. Schattenrose akzeptierte es irgendwann, lehrte Kristallschimmer nur die grundlegendsten Kampftechniken, die sie zum Überleben braucht, und fing an, mit der Schülerin die Jagdtechniken und Methoden zu perfektionieren.
Ohne auf eine Antwort des Katers zu warten, beobachtete sie nebenbei immer wieder Sonnenstern. Sie hatte sich hingesetzt, den buschigen Schweif um die Pfoten gelegt. Ein sehr bekanntes Bild. Doch den Zusammenhang zwischen ihrer Sitzposition und irgendeinem Verhalten oder einem Gedanken, war bisher noch nicht gegeben. Irgendetwas war eigenartig. Bei Sonnenstern war irgendetwas, ignorierte es aber teilweise. Natürlich ging es sie nichts an, immerhin wusste sie selbst, wie es war, etwas zu verschweigen. Doch durch die Vergangenheit Sonnensterns, von der Kristallschimmer immer wieder gehört hatte, dass sie selbst eine Streunerin war, sah sie es nun doch ein wenig mit anderen Augen. Wieso ging sie so verbal auf einen Streuner los, wenn sie doch genau wusste, wie es war, als Streuner zu leben. Keine Familie. Keine Zuneigung. Keine Zugehörigkeit. Wie konnte man nur so leben? Für Kristallschimmer wäre ein Leben als Streuner ein No-Go. Niemals würde sie ihren Clan verlassen und alleine irgendwo leben - auch wenn das Leben schon ein wenig anziehend war. Und obwohl sie nicht unbedingt das Leben eines Streuners anstrebte, lockte ihr Interesse an dem Streuner-Territorium sie immer wieder an dessen Grenze. Was wohl dort zu sehen war? Ob es zu dem sagenumwobenen Zweibeinerort sehr weit war? Vielleicht lag es auch hinter einem der Hügel? Zumindest müsste sie auf jeden Fall den Donnerweg überqueren und davor hatte sie schon ein mulmiges Gefühl. Viele Geschichten hatte sie über Unfälle dort gehört. Andererseits könnte sie auch bei der Grenze zum WüstenClan anfangen und sich von dort durcharbeiten. Dann müsste sie nicht sofort den Donnerweg überqueren. Sie könnte am Seeufer vorbeigehen und vielleicht noch kleine Fische fangen.
Apropos WüstenClan und die Clans im Allgemeinen.
Kristallschimmer saß noch immer an ihrem Platz und beobachtete Talon eindringlich. Irgendetwas war an ihm, das ihr sagte, dass da noch mehr unter seinem Fell war. Dass er eine Vergangenheit hatte, die man sich anhören konnte. Ob man sie sich anhören wollte, war natürlich wieder eine andere Frage. Aber zumindest wäre es ja möglich, sich darüber zu unterhalten. Alle Geschichten aus dem Streuner-Gebiet waren interessant. Die Streuner konnten immerhin einiges über ihr Leben sagen - sie erlebten ja auch mehr als die Clankatzen des Sees. "Sag mal, Talon", fing die weiß-cremefarbene Kätzin an, "Hast du irgendeine Vergangenheit in einem der Clans?" Sie war wirklich daran interessiert. Vielleicht kannte man sich von einer Großen Versammlung. Oder von irgendeiner Grenzpatrouille. Oder von einer Nachtjagd. Es gab viele verschiedene Möglichkeiten und Zeitpunkte, an denen man sich hätte sehen können. Und da Talon ihr irgendwie bekannt vorkam, musste sie diese Frage irgendwie loswerden. "Man hört ja immer mal wieder von verstoßenen Clankatzen, oder die den Clan freiwillig verlassen haben. Ich persönlich würde ja niemals meinen Clan verlassen - und das sage ich nicht nur, weil meine Anführerin hier grad neben mir steht." Das tat sie wirklich nicht. Mit einem Blick zu Sonnenstern versicherte Kristallschimmer ihr, dass das, was sie sagte, der Wahrheit entsprach. Ihre Loyalität ihrem Clan gegenüber war felsenfest. Daran sollte man niemals zweifeln. Ob Sonnenstern ihr das nun glauben würde oder nicht, war ihr fast egal. Wichtig für sie war, dass sie es erwähnte.
Ihr kristallblauer Blick ging kurz in den Himmel, der sich langsam aber sicher verdunkelte. War es wirklich schon so spät? Waren sie so lange schon unterwegs? Eigentlich wollten sie doch noch jagen gehen - aber ob Sonnenstern nach dieser Konfrontation mit Talon dazu noch Lust haben würde? Kristallschimmer würde sich irgendwie überraschen lassen. Sie war zwar eine der besten Jägerinnen des Clans, aber großartig Lust auf eine Jagd hatte sie momentan nicht. Und das, obwohl das Jagen für den Clan existenziell ist. Der letzte Anblick des Frischbeutehaufens war kläglich. Wie konnten die Katzen nur so viel fressen?
Der dunkelbraun-schwarz getigerte Kater saß noch immer aufrecht vor der DornenClan-Anführerin und ihren Begleitern, die sich scheinbar nicht trauten in Anwesenheit ihrer Anführerin etwas zu sagen. Hatten die etwa so viel Respekt oder so dermaßen viel Angst vor ihr, dass sie es nicht wagten, ihren Mund aufzumachen? Oder verbat ihre Anführer ihnen das Sprechen? Abgesehen von Kristallschimmer, die ab und an mal etwas sagte. Aber so sehr von Bedeutung war es ja auch nicht. Schließlich war sie doch auch nur eine normale Kriegerin, wie er damals, als er noch im WüstenClan war. So sehr wie die beiden Kätzinnen von ihrer Anführerin scheinbar eingeschüchtert waren, so sehr fand Talon den Anblick Sonnensterns amüsant. Insbesondere als sie versuchte, mit einem durchgestreckten Rücken einschüchternder und gefährlicher zu wirken. Das aufgestellte Fell oder die zusammengekniffenen Augen waren nicht sonderlich hilfreich dabei. Es machte Sonnenstern in Talons Augen einfach nur… verletzlich, vielleicht sogar schwach. Aber definitiv nicht zu einem starken und selbstbewussten Anführer eines Clans.
Im Gegensatz zu seinen eigenen Worten schienen die von Kristallschimmer die Anführerin irgendwie zu beruhigen. Aber wieso eigentlich gerade bei Kristallschimmer? Sie war doch nur eine Kriegerin ihres Clans und bestimmt nicht unbedingt nah mit Sonnenstern befreundet. Oder doch? Vielleicht war da auch noch etwas anderes zwischen den beiden oder es gab eine tiefere Bedeutung hinter dem ganzen Verhalten Sonnensterns. Noch eigenartiger wurde die Drohung, die Sonnenstern Talon gegenüber aussprach. "Nur weil wir bisher Gnade haben walten lassen und euch toleriert haben, heißt es nicht, dass ihr hier tun und lassen könnt, was ihr wollt. Die Zeiten ändern sich." Hatte er richtig gehört? Versuchte sie ihn einzuschüchtern? Nicht mit ihm! Auch wenn er sicherlich um einige Monde jünger war als sie, konnte sie ihn nicht brechen und einschüchtern. Angstmachen schon gar nicht.
Kurz räusperte sich der dunkle Kater und sah mit seinen grünen Augen in die blauen Augen seines Gegenübers. "Echt? Ich wusste gar nicht, dass sich Zeiten ändern können… Wenn ich jetzt so recht bedenk, wird es grad dämmerig, also haben sich die Tageszeiten auf jeden Fall geändert. Zu blöd, dass ich es erst jetzt sehe – da hätten wir uns dieses Treffen ja echt sparen können", meinte der Kater voller Sarkasmus und blieb dabei ernst, verdammt ernst. Vielleicht sogar schon zu ernst. Nicht einmal ein Schnurrhaar bewegte sich. Er kam mit Sarkasmus gut zurecht. In den letzten Monden ist es eine Art Überlebensmethode geworden, d.h. dass er sich durch den Sarkasmus häufig aus brenzligen Situationen herausredet und sie auflockern kann. Auch wirkt er dadurch tapferer als er es eigentlich war. Am liebsten würde er jetzt abhauen und sich aus dem Staub machen – jegliche Konfrontationen meiden. Doch jetzt aufzugeben und vor ihnen abzuhauen, wäre nicht der Sinn der Sache und auch nicht gut für sein Selbstbewusstsein.
Er musste sich schon seit neun Monden alleine durch das Leben schlagen, natürlich irgendwann mithilfe von Spike, aber dennoch war er alleine. Er musste es schaffen, sich gegen eine Anführerin aufzulehnen, um sich zu beweisen, dass er doch noch stark und mutig ist. Was würden wohl seine Eltern sagen, wenn er ihnen dies erzählen würde? ‘Ratet mal, gegen wen sich euer Sohn gestellt hat – ja, Sonnenstern! Kaum zu glauben, was?‘ wäre sicherlich das, was er ihnen an den Kopf schmeißen würde, genauso wie ‘Euer Junges, das ihr als unfähig betitelt habt, kann doch was!‘ Natürlich würde dies nie im Leben mehr geschehen – zumindest höchstwahrscheinlich. Er wusste nicht einmal, ob er überhaupt wollte, sich wieder blicken zu lassen. Seine Familie hatte ihm wehgetan. Und auch wenn Leopardenstern versucht hatte, ihn vom Verlassen des Clans abzuhalten, musste er weg. Er hätte den Anblick seiner Familie und seiner Clankameraden, die ihn verurteilten, nicht länger aushalten können. Es hätte ihn noch mehr geschadet als es ohnehin schon tat. Ihm war klar, dass er dadurch aber trotzdem einige Katzen in seinem Leben wehgetan hatte – allen voran seine beste Freundin Silberhauch, die er danach nie wiedersah. Bis heute nicht. Er mochte das Leben als Streuner zwar nicht sonderlich, aber in seinen HeimatClan zurückzugehen, wäre ein viel zu großer Schritt und nicht gerade in seinem Interesse. Nach dieser Begegnung hier an der Grenze, wäre der DornenClan auch nicht sonderlich seine Wahl. Zum RauchClan zu gelangen war alles andere als einfach. Er müsste entweder durch das WüstenClan- oder das DornenClan-Territorium, und das wollte er nicht. Auch wollte er nicht einmal quer durch den See schwimmen. Er konnte zwar schwimmen, aber durch die Strömungen würde er es selbst in seinem zehnten Leben nicht schaffen. Also fiel auch diese Möglichkeit weg.
Somit verdrehte Talon einfach nur seine Augen, als Sonnenstern ihn und seine Streuner-Kumpanen als Streuner betitelte, die das Territorium des DornenClans mit ihrem Geruch verpesten würden. Er ging da nicht weiter drauf ein. Wieso auch? Seiner Meinung nach war das alles nur dummes Geschwätz von einer Katze, die nichts in der Pfote hatte und ihn deswegen versuchte einzuschüchtern. Immer mal wieder blickte er somit auch zu Kristallschimmer, um endlich mal ihr Verhalten zu analysieren, da er schon irgendwie wusste, dass er sie schon mal gesehen hatte.
Als hätte Kristallschimmer seine Gedanken gelesen, stellte sie schon sofort eine Frage. "Woher sollten wir uns kennen? Woher kennst du meinen Namen?", war ihre unnötige Frage, die mit einer ihm sehr bekannten Frage ergänzt wurde: "Hast du eine Vergangenheit in einem der Clans?" Natürlich hatte er sie, was dachte sie denn? Doch bevor er antwortete, folgte er Kristallschimmers Blick in den Himmel und konnte nun wirklich bestätigen, dass sich der Himmel verdunkelte und es nun schon fast Sonnenuntergang war. So langsam merkte er auch kleine Tropfen auf seinem dunkelbraun-schwarz getigerten, kurzen Fell. Es war eine angenehme Kälte, die dort auf seinen Körper tröpfelte. Er hatte lange kein Wasser, oder eher Regen auf seinem Körper gespürt. Nachdem er seinen Blick wieder nach unten geführt hatte, war er bereit, auf ihre Fragen zu antworten – zumindest so gut es ging. "Ich bin allwissend, musst du wissen. Und außerdem kennen wir uns von einer Großen Versammlung und den Nachtjagden, Madame. Aber wenn du mich nicht einmal erkennst, ist es jetzt echt schade um unsere innige Grenzfreundschaft", war seine sarkastische und trotzdem irgendwie ernste Antwort. Sie hatten sich wirklich mal auf einer Großen Versammlung und auf einer Nachtjagd getroffen. Sie waren schließlich fast im selben Alter. Drei Monde machten da keinen großen Unterschied. Letzteres war nur teilweise eine ernste Aussage. Klar, sie haben sich damals als Schüler relativ gut verstanden – was als DornenClan- und WüstenClan-Katze nicht wirklich einfach war. Aber die fast freundschaftliche Beziehung konnte er hier doch einfach mal wieder aufgreifen, oder? Schaden würde sie nicht sonderlich. 'Ob sie darauf reinfallen wird? Wie wird Sonnenstern darauf reagieren?' waren eigentlich seine einzigen Gedanken, die er gerade dazu hatte. Würde Sonnenstern seine halbe Lüge abkaufen? Oder würde sie ihn dafür bestrafen?
"Und nein, ich habe definitiv keine Clan-Vergangenheit, oder weshalb sollte ich euch drei denn kennen?" Dabei starrte er zu Saphirfluch, die ebenfalls eine Kriegerin des DornenClans war, sich heute jedoch sehr zurückhielt. Kannte sie ihn vielleicht noch? Dem Blick nach zu urteilen jedoch eher nicht. Noch war Talon sehr ruhig und leckte sich nun seine linke Pfote, um mit dieser kurz über sein linkes Ohr zu gehen. Er war zwar häufig mal temperamentvoll, aber gerade siegte sein Sarkasmus mehr und sorgte dafür, dass er sich zusammenriss, um nicht ausfahrend zu werden. "Wisst ihr was? Ihr kostet mir hier unglaublich wichtige Zeit, die ihr mir nicht wert seid zu vergeuden."
Er war kurz davor aufzustehen und abzuhauen, blieb jedoch noch sitzen. Und das obwohl er keine Lust mehr hatte, sich mit diesen eigenartigen, besserwisserischen, leicht zu provozierenden Katzen herumzuschlagen. Er hatte wichtigere Sachen zu tun, als auf irgendetwas zu warten, das sicherlich niemals eintreten würde. Dafür hatte er erstens zu wenig Interesse an DornenClan-Katzen und zweitens musste er sich bald mal auf den Weg machen. Spike wartete sicherlich schon längst auf ihn - nur wusste Talon nicht mehr wo sie sich treffen wollte. Das war ein kleine Problem. Solange er hier jedoch von den drei Kätzinnen aufgehalten wird, ist dies ein eher unwichtigeres Problem. Viel wichtiger war es für ihn, hier demnächst mal zu verschwinden. Egal wie.
Sonnenstern hielt sich zurück, während Kristallschimmer und der Streuner – Talon – ihre Konversation führten. Sie wusste, wann sie sich aus einem Gespräch heraus zu halten hatte, dass hatte sie als jüngere Katze oft genug mit Schmerzen erfahren müssen. Viel mehr achtete Sonnenstern währenddessen auf ihre Umgebung, so viel ihr auch auf, dass die Sonne bereits dabei war unter zu gehen und die Welt um sie herum mit Orangen Strahlen färbte. Streuner oder nicht, die Patrouille sollte bestenfalls sofort kehrtmachen, um nicht mehr allzu spät im Lager einzutreffen. Anscheinend hatte sie sich mit der Einteilung der Patrouillen heute zu sehr verschätzt. Wohl sollte sie dies in Zukunft wieder Krähenjäger überlassen. Er hatte darin bereits viel mehr Erfahrung, als Sonnenstern in ihrer kurzen Zeit als Zweite Anführerin – welche kaum einen Mond betrug – hatte Sammeln können.
Die Goldene Katze spitze ihre Ohren, als Kristallschimmer erwähnte, dass Talon aus einem der anderen Clans stammen könnte. Die Katzen der anderen Clans interessierten Sonnenstern weniger als die in ihrem eigenen Clan, also würde es sie nicht verwundern, wenn sie einen Kater aus dem Wüsten- oder RauchClan nicht wiedererkennen würde. Die einzige Reaktion Sonnensterns während dieser Zeit, war ein kaum wahrnehmbares Knurren, welches sie Talon schenkte, kurz nachdem er auf ihr gesagtes reagiert hatte. Sie hätte ihm mehr Hirn zugetraut.
Sie verdrehte ihre Augen, als Talon behauptete allwissend zu sein – was ein Angeber und ein schlechter noch dazu. Sie hatte keine Lust und Zeit für solch Jungenhafte Witze, sie wollte zurück ins Lager und das so schnell es ging! Doch als er eine Grenzfreundschaft – eine gute noch dazu – erwähnte, schnellten Sonnensterns Augen aus einem Reflex heraus zu Kristallschimmer. An ihrem Blick an sich änderte sich nichts, doch konnte man auch eine seltsam verzweigte Weise dennoch erkennen, dass die Anfüherin nun sehr hellhörig und vorsichtig geworden war. Sie hatte Kristallschimmers Loyalität bisher nicht angezweifelt und würde dies in Zukunft auch nur ungern tun, weshalb sie nun auf die Antwort der Kriegerin gespannt war, ihr glaubte sie um Welten mehr als diesem seltsamen Streuner. Auf die weiteren Worte Talons ging Sonnenstern nicht mehr ein. Ihr Blick wand sich Saphirfluch zu, sie gab der Katze ein stummes Zeichen, woraufhin diese mit einem nicken reagierte. Sie zog los, un begann schnell und – zugegeben recht unordentlich – die Grenze zu markieren. Anhand dieser Unordentlichheit, welche aufgrund des Zeitmangels jedoch übersehen werden konnte, brauchte die Kriegerin auch nicht Lange. Die Zeit bis zu ihrer Rückkehr verbrachte Sonnenstern damit, folgende Worte zu Sprechen:
„Ob du ehemals eine Clankatze warst oder nicht, tut nichts zur Sache. Halte dich von der Grenze Fern, dass ist ein gut gemeinter Rat.“ erneut Blickte sie zu Kristallschimmer, der zweifelnde Ausdruck in ihren Augen war noch immer nicht verschwunden und Sonnenstern wusste, dass sie in der Nacht über einiges Nachdenken werden würde. „Wir gehen. Es wird bald Dunkel und wir sollten vor Einbruch der Nacht zurück im Lager sein.“ Ohne auf die Antwort ihrer Mitstreiter zu warten, drehte sich Sonnenstern um und schlug den Weg Richtung Lager ein: Doch blieb sie einige Fuchslängen von der Grenze entfernt stehen und blickte über ihre Schulter zurück zu den Schwestern. „Geht ihr beide schon einmal vor, ich habe noch etwas zu erledigen.“
Sie sprang in großen Sätzen in die entgegengesetzte Richtung, in die Richtung des Waldstücks, in welcher der Umgestürzte Baum lag. Die Grenze zum RauchClan, welche sie bereits kontrolliert und erneuert hatten. Doch war Sonnenstern nicht etwa aus diesem Grund dahin unterwegs. Sie wollte trotz der Späten Stunde den Clan nicht im Stich lassen und versuchen, noch etwas Beute zu Fangen. Dort würde sie deutlich mehr finden als auf dieser offenen Fläche.
Für die weißcremefarbene Kätzin war die Anwesenheit Talons noch immer eigenartig. Auch er selbst war eigenartig. Aber wieso? Was war an ihm, das sie erstarren und unwohl werden ließ? Sie kannte ihn irgendwoher, doch der Name Talon und das Aussehen des Katers kamen ihn nicht wirklich bekannt vor. Wenn sie ihn schon vorher kannte, dann musste sich sein Aussehen ziemlich geändert haben. Denn so schnell vergaß die hübsche Kätzin keine Gesichter.
Genauso wenig wie das Gesicht, das Sonnenstern hatte, als Talon eine Grenzfreundschaft erwähnte und Kristallschimmer kurz zu ihrer Anführerin starrte, die nicht gerade erfreut aussah. Aber auch Kristallschimmer war nicht erfreut. Sie erstarrte förmlich. Hatte sie wirklich eine Grenzfreundschaft mit diesem Kater gehabt oder versuchte er sie nur zu provozieren? Sie kannte ihn nicht, zumindest seinen Charakter nicht. Wie er also tickte, wusste sie nicht. Somit konnte sie nicht sagen, worauf er aus war und was er insgeheim plante. Wer konnte sowas auch schon bei einem Streuner herausfinden? Sie waren die geheimnisvollsten Geschöpfe des Großen Territoriums. Man konnte nicht in ihre Köpfe sehen. Wie denn auch? Sie trainierten dies wahrscheinlich tagtäglich.
"Das stimmt nicht!", dementierte die DornenClan-Schönheit, "Ich kenne ihn, diesen Streuner, nicht! Aus welchem Clan würde ich ihn denn kennen? Von was sollte ich ihn denn kennen?" Es war ihr noch immer ein Rätsel, aber sollte sie sich noch weiter Gedanken darüber machen? Gäbe es denn nicht Wichtigeres, als sich mit dem Streuner zu beschäftigen? Kristallschimmer wollte nicht, dass ihre sorgsam aufgebaute Loyalität durch den Dreck gezogen wird. Und somit versicherte sie Sonnenstern, dass sie von alldem nichts wisse und ihn noch nie gesehen hat. Innerlich hoffte sie darauf, dass ihr Sonnenstern noch immer trauen würde. Wenn es nicht so wäre, dann war es eben so. Dann hätte sie immerhin einen Grund, den Clan zu verlassen und ihr eigentliches Ich in den Vordergrund rücken zu können.
Auf Sonnensterns Befehl reagierte Kristallschimmer nur mit einem stummen Nicken. Sie sollten schonmal vorgehen, da die Anführerin noch etwas anderes zu tun hatte. Natürlich würden Saphirfluch und Kristallschimmer auf ihren Befehl hören und ins Lager zurückkehren. Insbesondere wegen der Finsternis, die sich nun über das Große Territorium gelegt hatte. Kristallschimmer wollte gerade noch etwas zu Sonnenstern sagen, da war sie schon verschwunden. Irgendwo in den Weiten des Waldes.
Mit einer schnellen Bewegung sah Kristallschimmer wieder zu Talon und fing an zu knurren. "Wenn ich dich jemals wieder in der Nähe der DornenClan-Grenze sehe oder auch nur rieche, suche ich dich auf und bring dich um für das, was du getan hast!, fauchte sie dem Streuner entgegen, drehte sich ruckartig um und sah ihre Schwester an, als sie meinte, sie würden ihn wirklich irgendwoher kennen. Die weißcremefarbene Kriegerin schüttelte nur den Kopf und lief voran. So schnell es ging einfach nur weg von dem unbekannten Streuner, der ihr Leben wahrscheinlich zerstört hatte. Und dies mit nur einem einzigen Wort.
Talon verstand die Welt nicht mehr. Einerseits war Kristallschimmer nett, andererseits war da noch die typische DornenClan-Haltung. Wusste sie überhaupt, was sie wollte? Er war somit überrascht, als die Kätzin anfing, ihre Bekanntschaft zu leugnen, auch wenn sie vielleicht wusste, woher sie sich kannten. So schwer konnte das doch nicht sein. Talon war ein ehemaliger WüstenClan-Krieger, der von seiner Familie verscheucht wurde. Ob er jemals wieder zurück zu seinem alten Clan konnte, wusste er nicht. Wollte er wahrscheinlich auch momentan eher nicht wissen. Zu sehr hatte ihn seine Familie verletzt. Auch dass seine Freunde aus dem Clan ihn nicht versucht hatten, abzuhalten, war ein Punkt, der wieder Salz in seine Wunde streute. Klar, er vermisste Blaurose, aber war es gleich ein Grund, wieder zurück zum WüstenClan zu gehen? So zu tun, als wäre nie etwas gewesen? Das konnte er nicht machen. Seine Würde und sein Stolz würden zerstört werden. Niedergerissen werden.
Mit seinen smaragdgrünen Augen starrte er die kristallblauäugige Kriegerin an und schüttelte einfach nur seinen Kopf. Konnte sie so dumm sein? Es gab doch keinen Grund, dies alles leugnen zu wollen. Hatte sie zu sehr Angst vor ihrer Anführerin? Darüber konnte Talon nur rätseln. Vielleicht war es wahr, vielleicht auch nicht. Er interessierte sich eigentlich nicht für den DornenClan. Zu bösartig und negativ gesinnt waren sie. "Schätzchen", richtete er sich an Kristallschimmer, die kurz zu ihrer Anführerin rübersah, "Woher wir uns kennen, habe ich doch bereits genannt. Wieso versuchst du das Unausweichliche zu leugnen? Du brauchst dich doch nicht verstecken."
Er ließ seine Augen spielen. Sah Kristallschimmer an und merkte, dass es ihr unangenehm war. Aber ihm war es egal. Sollte es so sein. Er hatte nichts dagegen. "Ob du ehemals eine Clankatze warst oder nicht, tut nichts zur Sache. Halte dich von der Grenze fern, das ist ein gut gemeinter Rat", drohte ihm Sonnenstern wieder. Darauf reagierte er aber nicht. Er zuckte nicht einmal mit den Schnurrhaaren. Er sah einfach immer weiter zu Kristallschimmer; natürlich lächelnd. Talon wollte sie keineswegs beunruhigen oder verängstigen.
Dass Kristallschimmer ihm dann in den Rücken stach, traf ihn nur ganz ganz wenig. Sie fing an zu fauchen und die Zähne zu fletschen. Ihm zu drohen. Dass das von der verunsicherten Kriegerin kam, war überraschend. Aber auch nicht beängstigend. Er konnte sie nicht ernst nehmen. Sie wollte ihn töten? Das konnte sie versuchen. Ihn interessierte es sichtlich wenig. Er hatte doch schon alles verloren. Er hatte nicht einmal Freunde oder Familie. Darum wäre sein Tod einfach nur eine Erlösung für ihn von dem elendigen Leben als Streuner. Zwar hatte er Spike, aber er war auch nur sein bester Kumpel und nicht seine Familie. Bedeutete Spike ihm etwas? Nicht sonderlich. Auch als Streuner hatte man keine richtigen Freunde.
Auf Kristallschimmers Drohung antwortete er nicht, zuckte nur kurz mit den Schnurrhaaren und sah kurz zu Saphirfluch, die ihrer Schwester sagte, dass sie Talon irgendwoher kennen würde. "Hör auf deine Schwester, Kristallschimmer. Du wirst es bereuen, mich nicht erkannt zu haben", sagte Talon, der ehemals unter dem Namen Kiefernfrost bekannt war, und sah ihnen einfach nur noch hinterher, als die beiden Kätzinnen die Grenze verließen und ins Unbekannte verschwanden.
Was sollte Talon nun machen? Wieder weggehen oder dort bleiben? Er entschied sich erstmal für ersteres. Spike würde ihn schon finden, wenn er ihn suchte. Noch eine Nacht länger beim Fluss-Donnerweg-Dreieck zu sein, würde schon nicht schaden. Vor der ersten Morgenpatrouille würde er sowieso wieder weg sein. Und außerdem gab es hier leckere Fische, die er fangen konnte, sollte er Hunger haben. Nun suchte er sich auf der anderen Seite des Flusses, aus dessen Richtung er zuvor kam, einen geschützten Busch, kroch unter ihn und legte sich dorthin zum Schlafen. Seine Nacht wird sicherlich wieder unangenehm und kurz werden. So wie jeden Tag eigentlich.
Kühles Flusswasser rauschte an dem Stein entlang, auf dem Nerztau saß. Der Brocken teilte das strömende Gewässer auf der einen Seite, während es sich auf der anderen wieder schäumend vereinte. Nerztau genoss das Brodeln des Wasser, was alle anderen Klänge und Gerüche zu verschlucken schien. Selbst die wenigen Monster, die noch über den Donnerweg polterten, waren an diesem Ort kaum wahrzunehmen. Nicht jeder konnte hier hin, denn es brauchte einiges an Geschick, trocken auf diesen Felsen zu landen und sich dann auch noch auf dessen glitschigen Oberfläche zu halten. So oft, wie Nerztau in den letzten Monden hier war, bereitete der Fels ihr keine Schwierigkeiten mehr. Sie war froh, einen Platz gefunden zu haben, wo sie ihre Ruhe und nicht immer Sonnenstern vor Augen hatte. Heute war letzteres aber besonders schwierig, weil das Grenzgebiet nur so nach der Anführerin roch. Bei Außenstehenden lag der Geruch wahrscheinlich nur schwach in der Nase, schließlich war Sonnenstern vor einiger Zeit hier gewesen und der anhaltende Regen verdünnte ihn noch mehr, aber aus Nerztaus Perspektive stand die Anführerin direkt neben ihr. Zu viele negative Gefühle verband die junge Kriegerin mit diesem Geruch. Nerztau hatte erkannt, dass Sonnensterns Spur in das Waldstück führte, entschied sich aber, ihr nicht zu folgen. Sie wollte Begegnungen so gut es ging vermeiden und eigentlich konnte es ihr auch egal sein, was Sonnenstern treibt. So saß die geschmeidige Kriegerin nun mit geschlossenen Augen auf dem Felsen mitten im Fluss und atmete tief ein und aus. Mittlerweile hatte der Regen zugenommen und perlte an ihrem Körper ab. Durch die Blattgrüne war selbst dieser nächtliche regen, alles andere als unangenehm kalt. Nerztau hatte also keinen Grund, ihre offene Stellung zu verlassen. Wäre nun Blattleere, hätte sich die Kriegerin schon bei dem kleinsten Anzeichen nach Ragen zurück in ihr warmes und trockenes Nest verkrochen. Nerztaus Augen waren geschlossen und ihre Ohren lauschten dem Trubel des Wassers unter ihr und dem Prasseln des Regens über ihr.
Der Kater zuckte mit den Ohren und schüttelte sich. Er war erst seit kurzem in diesem Gebiet, doch es gefiel dem Kater hier bereits. Mit einem kurzen Blick in den Himmel vergewisserte er sich, dass der Regen komplett aufgehört hatte. Der Boden unter seinen Pfoten war ziemlich aufgeweicht. Malte hatte sich vorgenommen heute das Gebiet ein wenig weiter zu erkunden. Seine Pfoten trugen ihn von seinem Schlafplatz weg und blieb erst an der Straße stehen. Die Regentropfen auf dem Asphalt schimmerten im Licht und vorsichtig schaute er, ob sich ein Monster auf diesem befand, doch dem war nicht so. Malte überquerte den Donnerweg mit eiligen Schritten und konnte eine Duftspur von Katzen riechen. Es waren...viele Katzen. Seine Neugier überkam ihm und er folgte der Geruchsspur. Vor wenigen Tagen, am Tage seiner Ankunft in diesem Gebiet, erzählte ihm ein netter und alter Kater etwas von drei Clans. Gehörte diese Geruchsspur zu den Clans? Er erreichte einen kleinen Fluss und sah eine Katze auf einem Felsen sitzen. Da diese mit dem Rücken zu ihm saß, hatte sie ihn vermutlich nicht gesehen. Der Kater versteckte sich schnell hinter ein paar Schilfhalmen und beobachtete die fremde Katze. War das eine Clankatze? Sollte er diese ansprechen? Lieber nicht. Vielleicht war sie gefährlich.
Erwähnt: die Clans, alter Kater, @Nerztau Angesprochen: /// Ort: Fluss-Donnerweg-Dreieck Postpartner:@Nerztau & @Talon
Er hatte Recht behalten. Die Nacht wurde unangenehm. Recht kurz tatsächlich. Zwar ließ ihn das Rauschen des kleinen Flusses und der zusätzliche Regen, der vom dunklen Himmel fiel, schnell einschlafen. Doch unter dem Dornenbusch war es nicht gerade angenehm, was den Comfort anging. Immer wieder hatte sich Talon gewälzt. Albträume hatte er gehabt. Von dem Ereignis von vor zwölf Monden, von dem von vor zehn Monden, und natürlich auch von dem Ereignis, das sich erst vor vier Monden ereignet hatte. Er machte sich seitdem immer wieder Gedanken, was er hätte anders machen können. Er hätte sie sicherlich vor ihrem Untergang retten können. Hätte verhindern können, dass sie sich selbst umbrachte. Talon hatte immer gedacht, sie konnten fortan glücklich werden. Dass er endlich seine Vergangenheit abhaken konnte, um nun in die Zukunft blicken zu können. Talon wollte nicht immer abhängig von irgendetwas sein. Wollte seine eigene Familie gründen. Mit Raina hatte er gedacht, dieses Ziel irgendwann erreichen zu können. Er machte sich Vorwürfe. In seinen Augen hätte er Raina vor ihren Depressionen retten können. Hätte er sie entdeckt. Doch sie war eine gute Schauspielerin. Zu gut. Sie verschwieg ihm zwar kaum etwas, doch darüber schwieg sie wie ein Stein. Talons Gefährtin, mit der er nur wenige Monde zusammen war, war gutherzig, wollte immer neue Abenteuer erleben und als Mutproben auf die eingezäunten Wiesen angrenzend an den Zweibeinernestern springen und dort Chaos veranstalten. Einmal wollte sie sogar gemeinsam mit Spike und Talon auf das WüstenClan-Territorium laufen, um Talons ehemaligen Clan kennenzulernen. Dieses eigentlich gut behütete Geheimnis seiner Herkunft hatte er nur mit Raina und Spike geteilt. Niemand anderes wusste darüber. Und das war auch gut so. Über die Monde hinweg hatte er sich ein gewisses Image aufgebaut. Er wollte nicht mehr wirken wie eine von anderen Katzen abhängige Clankatze, die sowohl eine weiche Schale als auch einen weichen Kern hat – aus Sicht anderer Streuner, denen er zum Opfer fallen könnte.
Langsam räkelte er sich wieder auf, als er merkte, dass der Morgen anbrach. Rückwärts krabbelte er aus dem Dornenbusch hervor, streckte sich ausgiebig und gähnte stumm. Der gestrige Tag war interessant gewesen. Er hatte die DornenClan-Anführerin Sonnenstern und zwei ihrer Kriegerinnen, darunter Saphirfluch und ihre Schwester Kristallschimmer, getroffen. Eine kuriose Begegnung war es gewesen. Aus Sonnenstern wurde er nicht schlau. Er hatte schon einiges über die gesetzestreue Kätzin gehört. Hatte auch die ersten drei Monde ihrer Amtszeit miterleben können. So lange war sie nämlich noch nicht Anführerin – das wusste er noch; obwohl er schon lange nicht mehr über die Clans im Allgemeinen nachgedacht hatte. Saphirfluch hatte so gut wie nichts gesagt. Kristallschimmer war… zurückhaltend und doch offensiv abweisend. Innerlich musste er lächeln, als er an die Gespräche zurückdachte. An den Gesichtsausdruck der goldenen Anführerin, als Talon in ihrer Gegenwart von einer Grenzfreundschaft zwischen einer ehemaligen WüstenClan- und einer DornenClan-Katze sprach. Er war gespannt und sehr interessiert daran zu wissen, wie Sonnenstern auf das Treffen im Nachhinein einging.
Gerade wollte der dunkelbraunschwarz-getigerte Kater sich zum Fluss begeben, um sich einen Fisch zu fangen, als er eine hellbraune Katze sich entspannend auf einem Felsen mitten im Fluss erblickte. Aufmerksam trat er auf der anderen Seite des Flusses an dessen Ufer, senkte seinen Kopf und nahm einen Schluck des kalten Wassers. Immer mit einem schielenden Blick auf die Katze gerichtet. Es war eine DornenClan-Katze, das wusste der Kater. Nur dieses Mal kam sie ihm nicht bekannt vor. Wahrscheinlich eine eher unwichtigere Katze, die im Clan nichts zu sagen hatte. Sonst würde sie sich sicherlich nicht so früh zu Sonnenaufgang am Rande des Territoriums aufhalten. Der dunkle Kater mit den strahlend grünen Augen richtete sich wieder auf, leckte sich über die Pfote und legte nun seine komplette Aufmerksamkeit und seinen Blick auf die DornenClan-Katze.
„Habt ihr DornenClan-Katzen kein Zuhause? So langsam wird's lästig“, fragte er die Katze mit einem sarkastischen Unterton, wobei er sich noch ziemlich zurückhielt. Er wollte keinen Ärger machen. Und sich nicht noch einmal mit einer DornenClan-Katze anlegen. Immerhin war sein eigentlicher Plan gewesen, vom Fluss-Donnerweg-Dreieck zu verschwinden und sich auf den Weg zu Spike zu machen. Von weiter rechts sah er in seinen Augenwinkeln etwas rascheln. Sofort lauschte er und hob seine Nase empor zum Himmel, um mögliche Gefahren ausschließen zu können. Ein anderer Geruch war ebenfalls an dem Ort. Genau konnte es Talon nicht erkennen, aber seiner Meinung nach musste es ein weiterer Streuner sein. Es war aber nicht Spike, den hätte er sofort an seinem Geruch erkannt. Talon drehte seinen Kopf zum Schilf. „Du kannst rauskommen. Ich weiß zwar nicht, wie es bei dieser Clankatze aussieht, aber meine Zähne werde ich dir schon nicht irgendwo hineinbohren.“ Eigentlich war es nicht seine Absicht, in der Art und Weise die versteckte Katze zu begrüßen und zu einem Gespräch einzuladen. Diese Katze würde sich jedoch mit Talon keine Freude machen, dort weiterhin zwischen den Schilfhalmen zu hocken und das Geschehen am Fluss zu beobachten.
Talon saß weiterhin auf seiner Seite des Flusses und ließ nun seinen smaragdgrünen Blick immer wieder zwischen der DornenClan-Katze und der Streunerkatze hin und her schweifen. Immer auf der Hut, sollte es zu einem Kampf kommen – was er natürlich nicht hoffte, da er bis jetzt noch keine Chance hatte zu frühstücken.
Malte hockte weiter versteckt hinter dem Schilf und beobachtete die Katze weiter. Auf einmal tauchte ein weiterer Kater auf, der irgendwas von einem DornenClan redete? Malte wusste nicht genau was es mit diesem Clan auf sich hatte. War es eine dieser Katzengruppen von denen er gehört hatte? Er zuckte mit den Ohren, als der Kater lautstark scheinbar mit ihm redete. Hatte er ihn gemeint? Bestimmt musste er ihn meinen. Sonst war doch keiner da, der sich versteckte. Sollte er aus seinem Versteck kommen? Oder lieber nicht? Seine Pfoten kribbelten ein wenig. Wer waren diese Katzen? Würden sie ihn angreifen? Malte machte sich auf alles gefasst, trat dann aber aus seinem Versteck und kam auf die beiden Katzen zu. "Guten Tag. Ich wollte euch nicht belauschen oder so. Ich bin neu hier in der Gegend." miaute er freundlich und sah die Fremden Katzen an. Tanne hatte ihm beigebracht, Fremdlingen immer mit Freundlichkeit zu begegnen. Dann ist die Chance auf einen Kampf ein wenig geringer. Hoffentlich hatte seine ehemalige Mentorin damit Recht. Lust auf einen Kampf hatte er nicht. Und schon gar nicht mit zwei Clankatzen. Wobei, gehörte der Kater wirklich zu einem Clan? Er musste, wieso sonst sollte er den Namen des Clans der anderen Katze wissen. Oder wohnte er schon länger in der Gegend? Und wie viele Clans gab es wohl. Malte hatte immer nur von drei gehört. Gab es noch mehr? Der braune Kater blieb ein paar Schweiflängen entfernt der beiden Katzen stehen. Näher wollte er nicht unbedingt heran gehen. Sicherheit geht nun mal vor. Auch wenn sie recht friedlich wirkten, stille Gewässer sind bekanntlich sehr tief...
Noch immer wartete Talon auf seiner Seite des Flusses. Für ihn war es nicht gerade angenehm, den ganzen Tag an diesem Ort zu sein. Am gestrigen Tag hatte er bereits eine kleine Auseinandersetzung mit dem DornenClan - oder zumindest mit dessen Anführerin und zwei des Pfotenvolks. Im Gegensatz zu den Katzen, die er hier bereits angetroffen hatte, war die DornenClan-Katze, die er heute antraf, nicht gerade redselig. Sie schwieg noch immer. Schien Talon irgendwie ignorieren zu wollen. Wusste sie, dass dies eigentlich eine ganz schlechte Idee war? Talon könnte sonst was mit ihr machen. Würde sie ihn dann trotzdem noch weiterhin ignorieren oder endlich mal auf irgendwas reagieren?
"Guten Tag. Ich wollte euch nicht belauschen oder so. Ich bin neu hier in der Gegend", sagte die fremde Katze, die Talon mit einer direkten Ansprache aus dessen Versteck gelockt hatte. Fast hätte er den Kater vergessen - zumindest hätte er sich nicht zu Wort gemeldet und sich auf Talons Kommentar nicht getraut, hinauszutreten. Mit einer erhobenen Augenbraue starrte der dunkelbraun-getigerte Kater den ebenfalls braunen Kater an. Er sah wirklich so aus als würde er erst kürzlich in die Gegend gekommen sein. Was war er vorher? Hauskater? Einzelläufer? Doch egal was es sein würde, Talon kannte das Gefühl. So fühlte er sich, als er das erste Mal auf dem Streuner-Gebiet war und sich dort das erste Mal inständig fragte, ob seine Entscheidung wirklich eine so gute Idee war, wie er es sich vorgestellt hatte. Je tiefer er jedoch auf das Territorium drang, desto mehr wurde er zu einem Streuner; desto schwerer wurde es, wieder zurück zum WüstenClan zu gehen und sich ihm wieder anzuschließen. Die smaragdgrünen Augen lagen auf dem Fremden. Noch immer blieb Talon an Ort und Stelle sitzen. Er wollte keinen negativen Eindruck machen - nicht beim ersten Aufeinandertreffen. Bevor sich Talon jedoch dem fremden Kater widmen konnte, meldete sich auf einmal die DornenClan-Katze zu Wort. "Ich verschwinde hier. Mit solchen Katzen wie euch möchte ich nichts zu tun haben. Viel Glück noch mit eurem… Streuner-Dasein." Mit diesen Worten verschwand sie und ließ die beiden Kater für sich alleine an der Grenze.
"Da du meintest, du seist neu hier", fing Talon an, um sich ein näheres Bild von seinem Gegenüber zu machen, "Wer genau bist du? Woher kommst du? Und vor allem, was willst du hier? Es gibt doch keinen Grund, sich hier beim… DornenClan", es schauderte ihm. Er mochte diesen Clan noch immer nicht. Und nach den letzten beiden Begegnungen hatte sich seine Meinung auch nicht geändert. …aufzuhalten. Es sei denn, du hast Todessehnsucht. Ich rat' dir eines." Talon ging mit zielstrebigen Schritten auf den Streuner zu. "Halte dich am besten von diesem Gesindel fern." Er meinte es ernst. Niemandem schenkte er die Begegnungen mit dem DornenClan. Zu feindselig und finster waren die Gestalten, die dem Clan beiwohnten. Dass ihre Ahnen sich für die Katzen nicht schämten, war ihm schon immer ein Rätsel. Hat man sich mit den schlimmsten Streunern abgegeben, so weiß man deren Anwesenheit schon fast zu schätzen. Beim DornenClan ist dies, in seinen Augen gesehen, nicht so.
Schweif-peitschend stand der dunkelbraune Kater nun vor seinem neuen Bekannten und wartete geduldig auf dessen Antwort. Ihm interessierten diese wirklich sehr. Es kam mal selten vor, dass man sich mit einem Fremden mehr als zwei Herzschläge unterhielt und sich nicht an die Kehle ging.
Langsam schritt der braune Kater näher, doch blieb mit sicherer Entfernung stehen. Die Katze auf dem Stein erhob sich wenig später nach seiner Aussage und verschwand. Malte zuckte mit den Ohren und sah der Katze nach. Komische Gestalten gibts es hier. dachte er und richtete seinen Blick auf den anderen Kater. Dieser sah ihn mit einem kühlen Blick an. Einen sehr friedlichen Eindruck machte dieser nicht unbedingt. War das Gang und Gebe bei den Clankatzen? War er eine Clankatze? Die verschwundene Katze sagte was von Streuner-Dasein. War sein gegenüber auch ein Streuner? Aber woher wusste die Katze das? Gab es nur einen Clan? Den DornenClan? Und wieso sagte man ihm es seien drei Clans? Fragen über Fragen und keine Antworten.
Malte wollte gerade etwas sagen, als sich sein Gegenüber zu Wort meldete. Er wollte wissen, wer er sei und wo er herkam. Der braune Kater zuckte mit den Ohren und legte sich seine Antworten parat. "Ich komme von weit her. Meine alte Heimat liegt bestimmt...ach keine Ahnung wie weit ich gereist bin. Sehr weit. Man wäre bestimmt mehrere Monde unterwegs, wenn nicht sogar ein ganzen Blattwechsel." miaute er. Er wusste wirklich nicht wie weit er gereist war. Er wusste nur, dass es sehr lange war. Wer zählt schon die Zeit? Niemand. Malte zuckte erschrocken zusammen, als der Kater einen Schritt auf ihn zumachte und sagte, dass er sich doch bitte von diesem Gesindel fern halten sollte. "Woher kennst du den DornenClan und wieso redest du so böse über diesen? Wie heißt du? Kommst du aus dem DornenClan? Oder aus einem der anderen Clans? Ich habe gehört es gäbe hier drei Stück." fragte er dann. Es interessierte ihn, wieso sein Gegenüber so Böse über diesen Clan dachte. Er musste bestimmt schlechte Erfahrungen gemacht haben, sonst würde er doch gar nicht so abfällig von dem Clan reden. Oder war das hier etwa Gang und Gebe. Wenn ja, wäre das ein seltsamer Ort.
Malte setzte sich wieder - mit einem gewissen Abstand - hin und leckte sich sein Fell wieder glatt. Mit dieser Katze war eindeutig nicht gut Mäuse fressen. Und einen Kampf wollte er auf gar keinen Fall riskieren. Wer weiß wozu sein Gegenüber im Stande sei.
"Von weit her, sagst du? Wieso hast du dich auf den Weg in eine fremde Umgebung gemacht? Du weißt nicht, worauf du dich hier einlässt. Für eine Katze wie dir ist es hier nicht sicher", entgegnete Talon dem Kommentar des Streuners. Irgendetwas hatte der Kater an sich, das Talon ein wenig in dessen Bann zog. War es das Geheimnisvolle, das ihm umgab? Am liebsten hätte der Dunkelbraune seinen Gegenüber weiter ausgequetscht, doch bevor er dazu kam, wurde nun auch er mit Fragen bombardiert. Gelassen setzte sich der Kater hin, leckte sich kurz über die Pfote ehe er dem Fremden seine ganze Aufmerksamkeit widmete. Talon lachte auf. Die Fragen waren zwar alle berechtigt, doch passten sie wirklich zu der aktuellen Situation? Der ehemalige WüstenClan-Krieger kannte sich hier im Territorium bestens aus. Sollte der andere braune Kater gedenken, ihn in gewisser Weise angreifen zu wollen, hätte Talon eine Art von Heimvorteil. Oder er könnte den Kater einfach ins Territorium des DornenClans scheuchen - dann wäre er nicht mehr Talons Problem. Doch noch schien der Kater… in Ordnung.
"Woher ich den DornenClan kenne? Lange Geschichte. Eine Geschichte, die sicherlich mehrere Blattwechsel dauern würde zu erzählen. Die Kurzfassung: Ich gehörte dem WüstenClan an, entschied mich gegen die zwingenden Pflichten eines Kriegers und wollte meine Freiheit erleben. Meine Clankameraden interessieren sich nicht für mich. Ich habe niemanden. Weder dort noch im DornenClan oder RauchClan", antwortete Talon ihm. Natürlich gab es bestimmt noch Katzen, die auf seine Rückkehr warteten. Er dachte an Blaurose. An seine beste Freundin, die er einfach im Stich gelassen hatte. Das Problem mit seinen Eltern sorgte dafür, dass er sich auch von ihr verabschieden musste - aus freien Stücken. Es war außer Frage, dass er hätte bleiben können. Am liebsten wäre er es auch. Doch der ständige Anblick seiner Eltern, die teilweise verachtenden Blicke seiner Clankameraden ließen es nicht zu. Kein Stück. Ob er Blaurose irgendwann wiedersehen würde? Wie würde sie sich ihm gegenüber verhalten? Wie würde er sich ihr gegenüber verhalten? Wird sie ihm verziehen haben? Wie wird sie es auffassen, dass Talon bis vor wenigen Monden noch eine Gefährtin, Raina, hatte? Sollte er es ihr überhaupt erzählen?
Einen Augenblick schien er mit den Gedanken völlig an einem anderen Ort zu sein. Den Kopf schüttelte er. Schüttelte die Erinnerungen und die negativen, belastenden Gedanken weg. "Mein Name ist übrigens Talon. Wie lautet dein Name, Fremder? Wie lange wirst du gedenken, hier in der Gegend zu verweilen?" Die smaragdgrünen Augen schweiften kurz gen DornenClan-Gebiet. Inständig hoffte er, nicht schon wieder von einer DornenClan-Katze entdeckt zu werden. Eigentlich war es sein Ziel, von niemandem entdeckt zu werden. Alleine mit Spike durch die Gegend zu ziehen und endlich seine Freiheit zu genießen. Seine Seele und seine Gedanken frei laufen. Ob es etwas brachte, war natürlich eine andere Frage. Doch er tat alles, um sich von seiner Vergangenheit abzulenken. Ihn vergessen zu lassen.
Jetzt saß er erstmal in der Nähe des Fremden, beobachtete ihn eindringlich und hoffte auf eine ehrliche Antwort. Selbstverständlich wusste Talon selbst, dass man als Streuner häufig seinen wahren Namen verbirgt, um nicht so einfach gefunden zu werden. Oder man wechselte einfach den Namen bei jeder neuen Begegnung. All das hatte Talon teilweise schon durch. Und er würde es weiterhin so machen - der Fremde ihm gegenüber schien jedoch irgendwie leicht vertrauenswürdig.
Der braune Kater zuckte mit den Ohren. Versuchte der Fremde ihn von hier zu verjagen? Und was sollte überhaupt dieses 'einer Katze wie dir'? Er kannte ihn nicht. Deswegen durfte sich der Fremde Kater kein Urteil bilden. Darauf eingehen würde er aber dennoch nicht. Malte hatte keine Lust mit einem fremden Kater darüber zu diskutieren. Diese Energie wollte er nicht verschwenden.
WüstenClan. Aha. So hieß also einer der anderen Clans. Seine Clankameraden interessieren sich nicht für ihn? Sollte so ein Clan nicht eigentlich wie eine Familie sein? Aufeinmal wurde ihm ganz flau im Magen. Dieser Kater vor ihm hatte noch eine Familie und hatte diese einfach verlassen? "Sollte ein Clan nicht wie eine Familie sein? Wie kommst du darauf, dass sich niemand mehr für dich interessiert? Eine Familie ist etwas wichtiges! Ich würde alles dafür geben meine Familie wiederzusehen." miaute er und konnte den Gesichtspunkt des ehemaligen WüstenClaners nicht wirklich verstehen. Der Verlust seiner eigenen Familie schmerzte den Streuner immer noch sehr.
Wieder holte ihn der fremde Kater mit einer Frage aus den Gedanken. Talon hieß er also. Ein interessanter Name. Er fragte nach seinem Namen. Sollte er ihm diesen verraten? Malte wusste nicht genau, wie er den Kater einschätzen sollte, doch er sah und klang ein wenig vertrauenswürdig. "Freut mich dich kennen zu lernen Talon. Ich heiße Malte." stellte er sich dem Kater dann doch vor. Wie lange er noch hier bleiben würde? "Ich weiß es noch nicht. Die Gegend sieht eigentlich sehr schön aus. Vielleicht bleibe ich eine Weile hier. Aber nicht unbedingt auf Clanterritorium. Gibt es hier einen Ort wo die Clans nicht regieren? Wo ich eine Weile bleiben kann?" fragte er dann. Da Talon hier aus der Gegend stammte musste er sich doch auskennen. Hoffentlich machte er keinen Fehler in dem er den jüngeren Kater vertraute. Hoffentlich wurde er nicht hintergangen.
Erwähnt: @Talon, WüstenClan, seine Familie Angesprochen: @Talon Ort: Fluss-Donnerweg-Dreieck Farbe: #00cc99
Sein Herz schmerzte ein wenig, als er die Antwort und die Fragen seines Gegenübers hörte. Ja, ein Clan sollte wie eine Familie sein. Doch seine hatte ihn verstoßen. Ihn aus deren Leben verbannt. Wie sollte er je wieder eine solche Familie finden? Glück in der Suche hatte er auf jeden Fall nicht. Seine Eltern, seine Geschwister, seine beste Freundin, seine verstorbene Gefährtin. Sie alle hatten ihn verlassen. Wobei er Blaurose ja selbst verlassen hatte. 'Zurückgehen kann ich nicht mehr. Niemand würde mich willkommen heißen. Ich bin ein Niemand in ihren Augen', dachte Talon, während er den anderen Kater ansah. Frustriert fauchte Talon. Wollte zeigen, dass das Thema etwas… speziell war. Den Kopf schüttelnd blickte der braune Kater weg. Die Scham, die negativen Gefühle, die Traurigkeit. Nichts sollte sein Gegenüber sehen. Zeigte man dies als Streuner, so wirkte man verletzlich. Und Verletzlichkeit bedeutete das Todesurteil in diesem finsteren Teil des Waldgebietes.
"Du willst wissen, weshalb sich für mich niemand interessiert? Warum mich meine Familie, mein Clan nicht haben will?! Langsam regte sich Talon in Rage. Jedoch eher in traurige Rage. Seine Stimme bebte, der ganze Körper war angespannt. Am liebsten würde er sofort abhauen. Einfach verschwinden und den Streuner stehenlassen. Ihn in dem Wissen zurücklassen, dass Talon solche Gespräche vermied. Einerseits vermisste er sein Leben im WüstenClan, hasste das Leben als Streuner. Andererseits wollte er nicht mehr zurück. Es gab viele Gründe. Gründe, die Tage dauern würden, sie alle aufzuzählen. "Meine Eltern hassen mich. Beschuldigten mich wegen etwas, das ich nicht getan hatte. Meine Geschwister standen nicht zu mir. Mein Clan, meine, wie du sagtest, Familie, tat nichts dagegen. Sie wollten mich nicht und sie werden mich niemals wollen. Wieso sollte ich mich mit solchen Katzen abgeben, wenn ich hier meine Freiheit habe, das zu tun und zu lassen, worauf ich Lust habe. Ich bin an kein festes Territorium gebunden. Kann mich frei bewegen. Niemand wird mich davon überzeugen, wieder zurück in den WüstenClan zu gehen. Niemand", antwortete Talon dem braunen Kater. Er sollte wissen, wie er darüber nachdachte. Was er von allem hielt. Nach seinem energischen Monolog atmete er tief durch. Seine Herzfrequenz senken. Das Fell wieder anlegen und sich dem Hier und Jetzt widmen. Am besten wechselte er das Thema. Ein Glück tat es sein Gegenüber.
"Ich heiße Malte", stellte er sich vor. Es war ein Name, den Zweibeiner ihren Hauskätzchen gaben. War er also ein Hauskater oder ein reinblütiger Streuner? So ganz schlau aus ihm wurde Talon wirklich nicht. "Die Gegend sieht eigentlich sehr schön aus. Vielleicht bleibe ich eine Weile hier", antwortete Malte auf Talons Frage, wie lange er denn noch gedenkt, an Ort und Stelle zu bleiben. Im Waldgebiet zu bleiben. "Gibt es hier einen Ort wo die Clans nicht regieren? Wo ich eine Weile bleiben kann?", fuhr dieser fort und sofort ratterte es in Talons Kopf. "Das… wird super. Dann heiße ich dich hier erstmal in 'unserem' Territorium willkommen. Die Streuner haben inoffiziell ihr eigenes Gebiet. Alles, was nicht zum WüstenClan, DornenClan oder RauchClan gehört, gehört den Streunern. Dieser Ort hier, an dem wir uns gerade befinden", mit dem Schweif zeigte er einmal quer über das Fluss-Donnerweg-Dreieck, um Malte einen genaueren Eindruck zu geben, "Ist die Grenze zum DornenClan. Hier gibt es immer wieder mal Auseinandersetzungen zwischen einem Streuner und den DornenClan-Schwachköpfen."
Talon hatte schon häufig von diesen Auseinandersetzungen gehört. Mal übertrat ein Streuner die Grenze, ein anderes Mal erwischte ein Streuner eine Clankatze, wie sie die Grenzen überschritt. Beide Kämpfe endeten blutig. Der seit zehn Monden als Streuner lebende Talon ging im Kopf das gesamte Gebiet ab. Eine Katze, die neu im Gebiet war, hatte nirgends eine sehr gute Chance. Bei den Schlangenfelsen wimmelten zu viele Schlange - und das nicht nur harmlose. Die Anhöhe hätte Potential, doch sie lag offen und jeder konnte jeden dort sehen. Sich in der Kiesgrube auszuruhen, könnte Schmerzen in den Gelenken hervorrufen. "Am Seeufer gibt es ein Waldstück, das sicherer ist als alle anderen Orte. Es grenzt direkt an das Fluss-Donnerweg-Dreieck. Du musst eigentlich nur hier über den Fluss", ein Kopfnicken deutete zum Fluss, auf dessen anderen Ufer Talon eine Zeit lang saß, dort springen und weiter in Richtung Nordwesten laufen. Dort schlafen auch Spike und ich vorübergehend." Ob es klug war, Malte von Spike zu erzählen, konnte er nicht sagen. Er musste einfach darauf vertrauen, dass Malte nicht kampfeslustig war. Oder ihre Unterkunft an andere Streuner verriet und sie somit gefährdete.
"Suche dir aber am besten einen eigenen Schlafplatz. Eine Streunergruppe mit mehr als zwei Katzen wird gerne mal verachtend beäugt. Wir sind keine Streuner geworden, um mit einer Katzengruppe zu leben", erklärte Talon Malte und appellierte indirekt an seine Vernunft.